September 2018

Auf den Spuren der Gewürzhändler, vorbei an der Pfefferküste mit Kokoshainen, Teebergen und Traumstränden merken Sie schnell, dass die Götter den Süden Indiens reich beschenkt haben. Sie sind mittendrin, wenn die Tänzer mit üppigen Kostümen und dicker, bunter Schminke von ereignisreichen Hindu-Götterdramen beim Kathakali erzählen - Willkommen in Indien.

Ihr Chronist

Hallo, ich heiße Daniela und bin 36 Jahre jung. Ich kann es kaum erwarten, euch von meiner Reise zu erzählen. Nach rund 18 Jahren, also quasi mein halbes Leben, komme ich endlich dazu, mir meinen Herzenswunsch zu erfüllen. Eine Reise nach Indien. Genauer gesagt nach Südindien. Seit meinem Urlaub 2000 in Sri Lanka besteht der Wunsch/diese Sehnsucht, Indien zu bereisen.

Nun ist es endlich so weit, mein Traum wird wahr. Ich liebe das indische Essen, die bunten Farben, Elefanten, Gewürze... und ich bin gespannt, was ich auf der Südindien-Rundreise erleben werde, was mich begeistern und evtl. auch schockieren wird. Und eigentlich bin ich mir jetzt schon sicher, dass diese Indienreise nur der Anfang ist.

1. Tag: Anreise

Unser Abenteuer "Südindien" begann am Detmolder Bahnhof. Wir nutzten das Angebot "Zug zum Flug". Ein witziger Zufall für uns war, dass die einzigen freien Plätze im Zug, neben einer traditionell (wir vermuteten indisch-) gekleideten Familie mit farbenprächtigen Saris war. Wir kamen gleich ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die Familie gerade aus ihrer Heimat "Sri Lanka" kam. (Immerhin nah dran.)

In Frankfurt angekommen, checkten wir relativ zeitnah ein. Trotz der Sorge, dass wir vielleicht Probleme mit unseren Papieren/ Visa bekommen könnten (wir haben unterschiedliche Landeflughäfen in Indien angegeben), klappte alles bestens und wir holten uns daraufhin zwei Piccolos aus dem Dutyfreeshop zum Anstoßen. Erstens, weil alles bisher geklappt hat und zweitens, dass wir die Reise zusammen gestartet haben. Die "Debbi" kam nämlich noch relativ spontan mit, als ich ihr von meinen Indienplänen berichtete. Anders als ich, hatte sie sich noch nie mit dem Thema "Indien" beschäftigt...

Um 21.15 Uhr ging unsere Maschine "Air India" los. Der Flug dauerte rund 8 Stunden. Wir bekamen Getränke, einen Snack und konnten zwischen drei Mahlzeiten wählen. Die grüne Bohne auf dem Salat stellte sich später als Chillichote heraus. Ich muss sagen, ich liebe indisches Essen und es darf auch gerne scharf sein...aber plötzlich wurde mir extrem heiß und Schweiß tropfte von meiner Stirn. Chillischoten in Indien, esse ich persönlich nicht so schnell wieder!

2. Tag: Ankunft in Indien

Gegen 8.20 Uhr landeten wir in Delhi. Unser Anschlussflug nach Chennai verspätete sich um einige Stunden. Die Außentemperatur lag bei 33° C, wovon wir leider nichts mitbekamen und auch unser erhoffter Wow-Moment blieb aus, da wir noch nicht am richtigen Ziel angekommen waren und uns nur im Flughafengebäude aufhielten. Um ca. 14.30 Uhr ging es dann endlich nach Chennai, wo wir dann um 17.00 Uhr landeten. Sehr spannend, aber auch witzig, fanden wir dort die ausgiebige Passkontrolle. Mit Foto, Fingerabdruckscan und Fragen zur Rundreise.

Draußen, endlich auf indischen Boden, begrüßte uns und die anderen Mitreisenden unser Reiseführer "Makesh", außerdem ein Schwarm Flughunde, schwül-warme Luft und das ständige Autohupen der Stadt. Mit etwa 24 weiteren Personen stiegen wir in den mit Blumen geschmückten "Tourist"-Bus, der uns durch die überfüllten, lauten Straßen von Chennai zum Hotel brachte. Frauen in bunten Sari saßen bei ihren Männern im Damensitz auf dem Motorroller, Pickups waren mit Männern überladen, Busse rappelvoll,... es hörte nicht auf zu hupen.

Im Hotel angekommen durften wir direkt zum Buffet, das sehr lecker, vielfältig und gut geschärft ist. Die Mitarbeiter waren sehr zuvorkommend, leider verstanden wir sie nicht besonders gut, was aber auch an unserem einfachen, viel zu selten gebrauchten Englischkenntnissen liegt. Anschließend machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Straßen von Chennai. Es blinkte, es hupte, wir mussten aufpassen, dass wir nicht stolpern, irgendwo reinfallen oder überfahren werden. Bei einem kurzen Stopp in einen Supermarkt trafen wir einen Teil unserer Mitreisenden. Wir sahen unter anderem Obst, Gemüse und andere Dinge, die wir noch nicht kannten. Wood-Apple, rote Bananen und stachelige Gurken.

Der Tag ist fast vorbei und wir haben jetzt schon drei unserer Vorsätze gebrochen: mit Wasser aus dem Hahn Zähne geputzt, Salat gegessen und als Frauen im Dunkeln das Hotel verlassen. Wir haben es überlebt und sind gespannt auf morgen.

3. Tag: Ein langer Tag auf den Straßen von Tamil Nadu

"Vanakkam" ist tamilisch und bedeutet sowohl "Hallo" als auch "Tschüss".

Um 7.30 Uhr startete unsere heutige Tour zum "Kapaleeshwarar-Tempel". Mitten in Chennai, in prächtigen Farben. Bevor wir in den Tempel hinein gehen, kamen wir an zahlreichen, duftenden, bunten Ständen mit Blumen und Blumengierlanden vorbei. Makesh erklärt uns hierzu, dass wir bitte bloß nicht an den Blumen direkt riechen sollen, da sie dann nicht mehr als Geschenk und Opfergabe dienen können. Anschließend mussten wir unsere Schuhe ausziehen, um den Tempel betreten zu dürfen und eine kleine Gebühr von 25 Rupees fürs fotografieren bezahlen. Im Tempel erfuhren wir viel über Gebetspraktiken (die teilweise wie Kniebeugen und Liegestütz aussahen), Feiertage, Zeremonien, Götter, Architektur, Kleidung der Priester und Zeichen (Bindis) auf der Stirn. Manche waren rot, manche weiß. Auch hatten sich einige Frauen die Gesichter grünlich geschminkt. Was das alles genau bedeutet, wissen wir trotz Erklärungen nicht, da es einfach zu viele Bedeutungen gibt. Unter anderem ist es das "drittes Auge", bedeutet es, dass man gerade im Tempel war, bietet es Schutz oder zeigt, an welchen Gott man glaubt... Dass Kühe in Indien "heilig" sind, ist allen bekannt. Im und um den Tempel herum, hatten wir unsere ersten Begegnung mit ihnen. Sie bedienten sich an den Obstständen oder hinterließen ihre Kuhfladen, die wiederum nicht ganz unwichtig für die Tempelbesucher sind, da sie verbrannt (die Fladen) und die Asche davon vom Prister zur Bemalung der Stirn als Segnung genutzt wird.

Nach der Tempelbesichtigung ging es weiter Richtung Pondicherry. Wir fuhren am 2. größten Strand der Welt vorbei und erfuhren nebenher, dass die meisten Inder nicht schwimmen können. Es folgten weitere Besichtigungen von Tempeln und einer katholischen Kathedrale. Hier kamen wir immer wieder mit Einheimischen in Kontakt. Sie bettelten um Geld, wollten Souvenirs verkaufen oder einfach nur Selfies mit uns machen. In Mamallapuram, neben Krishnas Butterkugel (ein Granitblock, der dem Gesetz der Schwerkraft zum Trotz den stark geneigten Hang nicht hinunterrollt), trafen wir z. B. auf eine Gruppe indischer Frauen in farbenprächtigen Saris. Diese stellten sich sofort bereitwillig für ein Gruppenfoto auf. Anschließend wollten auch sie (gefühlt alle von ihnen!) Selfies mit uns machen. In der Mittagshitze (ca 33 °Grad und hoher Luftfeuchtigkeit) bestaunten wir in Stein gemeißelte Figuren und lernten besondere Bäume kennen und schätzen. Der Niembaum spendet Schatten und ist in Indien heilig. Unter ihm ist es deutlich erfrischender/kühler als unter anderen Bäumen.

Der nächste Tempel steht direkt vorm Meer. Leider konnten wir nicht zum Strand, da der Tempel eingezäunt war. Wir konnten das tobende Meer lediglich durch einen Drahtzaun sehen, obwohl wir uns danach sehnten, wenigstens kurz einmal die Füße ins kühle Nass zu halten.

Makesh gab uns daher den Tipp, am Abend in Pondicherry die Prommenade aufzusuchen. Dort käme man näher ans Meer heran. Diesen Tipp fanden wir sehr wertvoll, doch hätten wir bei der Wegbeschreibung besser zuhören sollen. Dazu aber später mehr. Auf der Weiterfahrt zu unserem nächsten Hotel, machten wir einen kurzen Zwischenstopp in einer Art "Starbucks", wo wir uns mit Samosas (veg. Teigtaschen) und Cappuccino stärkten. Anschließend hielt Makesh uns mit lustigen Geschichten aus seinem Leben bei Laune. Wir fuhren an Reisfeldern, Palmen, Dörfern und verschiedenen Gewässern vorbei. Besonders schön fanden wir die Backwaters, die wir die Tage in Kerala noch besser kennenlernen werden. Die Straßen sind soweit gut, nicht vielbefahren und auch kein wildes Gehupe mehr, wie wir es bisher aus den Städten kannten.

Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit, kamen wir dann gegen 17.00 Uhr in unserem Hotel an. Sehr beeindruckt hat uns der Pool auf der Dachterrasse, mit einem erstaunlichem Blick auf die bunten Dächer der Stadt. Wir schwammen ein paar Bahnen, genossen die Aussicht und machten uns anschließend über das noch bessere Buffet her. Zwar schon müde vom Tag aber mit noch mehr Abenteuerlust, machten wir uns auf den Weg zur Promenade. Die Straßen in Pondicherry waren noch chaotischer, voller, lauter und bunter. Nach rund einer ¾ Stunde umherirren (wir liefen kreuz und quer und fragten immer wieder indische Frauen nach den Weg), kamen wir bei der Promenade an. Gefühlt waren wir die einzigen Touristen auf der Straße. "Auf der Straße" beschreibt es übrigens sehr treffend. Bürgersteige gab es nicht. Am Meer angekommen, konnten wir endlich unsere Füße ins Wasser halten. Auf dem Rückweg verliefen wir uns, so dass wir uns am Ende für eine Fahrt mit der Rikscha entschieden. Für 100 Rupees, brachte der Fahrer uns sicher zu unserem Hotel zurück. Unser kleiner Ausflug war sehr abenteuerlich. Völlig k.o. von dem Tag und den ganzen Eindrücken, fielen wir in unsere Betten.

4. Tag: Bunte Saris, grüne Wälder und ganz viele Selfies

Unser Morgen beginnt mit einem leckeren Frühstück. Wir lernen neues Essen kennen und Makesh zeigt uns, wie Inder ihren Kaffee (oder auch generell) trinken. Sie lassen das Getränk in den Mund fließen und setzen die Tasse/Flasche nicht an.

Unser erster Ausflug ging in das französische Viertel von Pondicherry. Dort besuchten wir das Sri Aurobindo Ashram. Es wurde streng darauf geachtet, dass man keine Schuhe trägt, keine Fotos macht und kein Wort sagt. In dem Ashram gab es viele bunte Blumen, intensive Gerüche und viele betende und meditierende indische Menschen. Der nächste geplante Stopp "Auroville" fällt aus Zeitgründen leider aus. Wir fuhren direkt zu den Mangrovenwäldern, was ca. 2 Stunden dauerte. Für die Fahrt kaufte uns Makesh spontan zwei Bananenstauden beim günstigsten Großhändler. Weil Indien eine "Bananenrepublik" ist, gibt es hier viele verschiedene Sorten. Wir bekamen ganz kleine, von denen man gut 5 Stück auf einmal essen konnte. Unterwegs fuhren wir an Lehmhütten mit Strohdächern vorbei. In denen wohnen die Tagelöhner, die z. B auf Reisfeldern arbeiten. Direkt neben an standen jedoch auch überraschend, farbenfrohe und im Vergleich dazu, große Häuser. Es wurde ländlicher, die Straßen huckeliger und schmaler. Ochsenkarren, Fahrradrikschas, Frauen mit Trögen oder Säcken auf ihrem Kopf, ziehen an uns vorbei. Riesige Reisfelder, Eukalyptus- oder Cashewbäume wurden im Vorbeifahren bestaunt, bis wir zu unserem nächsten "Highlight", den Mangrovenwäldern kamen. Dort erwartete uns eine ca 45 min. Bootstour. Es war sowohl beeidruckend als auch informativ. Der Mangrovenwald ist zwar der 2. größte auf der Welt, wird aber nur selten von Touristen aufgesucht. Die indischen Jungs/Männer betrachteten uns sehr genau und zückten unauffällig ihre Handys. Ganz besonders angetan hatte es ihnen Debbis kurze Hose, wie wir später vom Reiseführer erfuhren und auch noch im weiteren Verlauf des Tages häufig erlebten. An dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass die indischen Männer keineswegs aufdringlich waren, sondern eher verhalten/schüchtern. Für sie ist es einfach ein anderes Bild, da die indischen Frauen ihre Beine und Schultern nicht zeigen.

Nach den Mangroven fuhren wir für einen kurzen Zwischenstopp in die Palastbibliothek in Thanjavur/ Tanjore. Anschließend folgte der Höhepunkt des Tages, der Besuch im Brihadeshwara Tempel. Bei heißen 41 °Grad und strahlendem Sonnenschein betraten wir barfuß den Tempelhof. Im Gegensatz zu uns, hatten sich die Inder besonders herausgeputzt und trugen bunte, wunderschöne und glänzende Saris oder Salwar Kameez. Sie waren in größeren Gruppen dort. Vermutlich Familienausflüge. Nur nach wenigen Metern, kamen die ersten Familen auf uns zu und wollten Bilder mit uns machen. Danach war das "Eis" gebrochen und wir konnten uns vor Selfieanfragen nicht mehr retten. Wir freuten uns mindestens genauso wie die Inder, weil wir nicht nur tolle Bilder, sondern auch nette Gespräche mit nach Hause nehmen.

Der letzte Programmpunkt des Tages war eine tamilische Tanzdarbietung (Bharkata Natyam) mit Livemusik. Hierzu trafen wir uns gegen 19.00 Uhr am feierlich geschmückten Tischen und mit Lichterketten behangenem Poolgelände. Die zwei Tänzerinnen zogen uns mit ihrer ausdrucksstarken Mimik in ihren Bann. Nach der beeindruckenden Darbietung und netten Gesprächen mit unseren Mitreisenden, ging es für uns ans Buffet. Zu müde von den Erlebnissen, blieben wir im Hotel und gingen früh schlafen.

5. Tag: Tempelpower in Madurai

Ab heute soll es ruhiger zugehen. Wenigere Zwischenstopps/Besichtigungen, dafür längerer Aufenthalt an den Ausflugszielen. Angefangen haben wir wie jeden Morgen mit einem (frühen) Frühstück. Dieses war zum ersten Mal etwas dürftig (geschmacklose Pancakes, trockenes Toast, kein indisches Brot, von Belag oder Aufstrich keine Spur).

Das erste Ziel heute war in Trichy/Tiruchirapally. Rund 400 Stufen standen uns bevor - und das bei rund 37 °Grad. Auf dem Weg zum Rock Fort, einem Berg mit Höhlentempel, kamen wir an bunten Häusern, schmalen Gassen, Gemüse- und Obstständen vorbei. Vor vielen Häusern, sahen wir mit weißen Blumen-Ornamenten bemalte Fußböden/Eingangsbereiche. Das dient zur Abwehr gegen böse Geister, wurde uns erklärt. Irgendwann ertönte ein Glöckchenklingeln und Makesh teilte zu unserer Freude mit, dass wir das Glück haben, heute einen Tempelelefant zu sehen. Da stand er nun vor uns, künstlerisch bemalt, mit vielen, kleinen Glöckchen um den Hals und segnete die Besucher mit seinem Rüssel gegen eine Spende. Die Freude war zwar sehr groß, da Elefanten so wunderschöne, faszinierende Tiere sind, dennoch wurde uns schnell klar, dass es dem Elefanten mit seinem Job, nicht gutgehen kann. Er litt u. a., bedingt durch seine mangelnde Bewegung und falscher Ernährung, an einer Pigmentstörung.

Zur Begrüßung im Ganesh-Tempel, bekamen wir einen weißen Segenspunkt auf die Stirn, der sich jedoch recht schnell durch die Hitze in grau verfärbte oder sogar auflöste. Oben angekommen, genossen wir die atemberaubende Aussicht auf die unzähligen, bunten Dächer der Millionenstadt. Junge Inderinnen fragten uns beim Abstieg nach unserer Namen und versuchten diese auszusprechen. Sie hatten sichtlich Spaß dabei. Nach diesem Ausflug fuhren wir zu unserem 4. Hotel, um uns für den nächsten Tempelbesuch umzuziehen. Bevor es zum Minakshi-Tempel ging (zu dem wir unbedingt bedeckte Schultern und Beine haben mussten), hielten wir noch bei einem Palast an. Dieser war hübsch verziert mit Stuckarbeiten, Lotusblumenabbildungen und Fantasie-Tieren. Wieder einmal waren wir für die Inder "die Attraktion". Die indischen Besucher, Straßenhändler und Rikschafahrer wollten Fotos mit uns, während die Straßenverkäuferinnen uns gekonnt und blitzschnell Fußkettchen umlegten, um diese an uns zu verkaufen. Beim Minakshi-Tempel (ein alter und gut besuchter Pilgerort mit besonderem Charme), gab es strenge Kontrollen. Kameras und Feuerzeuge, durften keineswegs mit reingenommen werden. Zwei Mitreisenden wurde der Eintritt verwehrt, da ihre Hosen nicht bis zu den Knöcheln reichten. Dieser Tempel war absolut beeindruckend. Wir waren in einer völlig anderen Welt. So kam es uns jedenfalls vor. Es gab ein reges Treiben, bunt verzierte Türme, sehr schick und farbenfroh gekleidete Inderinnen, Räucherstäbchenduft, angezündete Kerzen, Gesang, Anbetung, geschmückte Götterstatuen, einen Tempelelefanten, eine Kuh, Priester und natürlich viele andere Tempelbesucher. Es war eine ganz besondere Atmosphäre. Wir hatten das große Glück, eine Prozession miterleben zu können. Der geschmückte Elefant und eine Kuh gingen vorweg und tausende indische Menschen hinterher. Die Begeisterung und Hingabe der Hindus war deutlich zu spüren. Am Abend folgte ein fantastisches Buffet und wieder Mal nette Gespräche mit unseren Mitreisenden.

6. Tag: Grüner Süden und Tiere in freier Wildbahn

Der Morgen beginnt mit selbstgemachten Kaffee auf indische Art und tamilischen Leckereien. Es gibt verschiedene Chutneys, Poori, Bananenbrot, Melonensaft, Vada (indischer Linsenkringel) und vieles mehr.

Gut gestärkt brechen wir nach Kumaly auf. Während der langen Fahrt erzählt uns Makesh vieles über Land und Leute. Über das Kastensytem, den Lohn der Arbeiter, Hochzeitsfeiern bzw. deren Kosten, die medizinische Versorgung und Fleischverzehr in Indien. Einen spontanen Zwischenstopp machen wir passend dazu an einem Markt. Direkt am Eingang können wir sehen, wie Hähnchenfleisch bearbeitet wird. Das erklärt sehr schnell, die harten Stücke im Fleisch am Abendbuffet. Denn nicht nur das Fleisch, sondern auch die Knochen werden zerhackt. Mitten unter Einheimischen, schlendern wir über die schmale Marktgasse und bestaunen das bunte Treiben. Wir beobachten Jasminbauern beim Abwiegen der zahlreichen, duftenden Jasminblüten und bewundern das große Angebot verschiedenster Gemüse- und Obstsorten. (Wieder einmal ziehen uns die stacheligen Gurken magisch an). Auf der Weiterfahrt sehen wir eine Waschstelle bzw. einen indischen Waschsalon. Dort wird die Wäsche landestypisch in einem Fluss gewaschen, auf Steinen ausgeschlagen und auf langen Leinen zum Trocknen aufgehängt. Auf der anderen Seite wird gebadet und geplanscht. Für die Inder eine alltägliche Sache und für uns eine Besonderheit, die gleich mit der Kamera festgehalten wird. Einfach weil es so ein schönes Gesamtbild war.

Die letzten Kilometer fuhren wir durch dichte grüne Wälder und kurvigen Straßen bis wir im Green Forest ankamen. Ein herrlich gelegenes Hotel inmitten von Palmen und anderen Bäumen. Affen sprangen von Ast zu Ast, begrüßten uns auf dem Balkon und auch Streifenhörnchen huschten durch die Anlage. Die freie Zeit, bis zum nächsten Programmpunkt, nutzten wir zum bummeln und Souvenirs kaufen. Gerade pünktlich zurück zur Weiterfahrt, fing es langsam an zu regnen. Dieser Regen wurde im Laufe der Zeit immer stärker und hielt bis tief in die Nacht an.

Unsere Bootsfahrt durch den Periyar-Nationalpark/Tigerreservat fand dennoch statt. Zu unserem Bedauern zeigte sich kein Tiger oder Elefant. Nicht abschrecken von dem Regen ließen sich ein Bison, ein Wildschwein, einige Eisvögel, Kormorane, schwarze Affen und Sambahirsche. Nach dem Ausflug führte uns Makesh auf Nachfrage zu einem "Spicemarket". Dort ließen wir uns die verschiedensten Gewürze erklären, konnten das ein oder andere probieren und kauften am Ende groß aber günstig ein. Beim fantastischen, sehr leckerem Abendessen, erlebten wir eine "typisch indische" Situation. Während wir mit unserer Reisegruppe am Tisch saßen, fiel plötzlich der Strom aus und alles war dunkel. Die Hotelangestellten blieben gewohnt ruhig, schalteten ihre Handytaschenlampen an und gaben uns somit Licht zum Weiteressen. Nach nur kurzer Zeit ging das Licht wieder an. Allerdings wiederholte sich dieser Vorgang im weiteren Verlauf des Abends noch ca. 10 weitere Male.

7. Tag: Wo der Pfeffer wächst...

"Nameskarem" sagt man hier in Kerala, dem grünen Bundesstaat, zur Begrüßung. Unser Tag begann mit ortstypischen Spezialitäten, wie beispielsweise Puttu. Das ist Reis mit Kokosnuss, etwas trocken aber mit "Curry" lecker. Auf der längeren Fahrt zu den Backwaters, fuhren wir an Kaffee-, Tee-, Kakao-, Gewürz- und Kautschukplantagen vorbei. An den Teeplantagen sahen wir fleißigen Teepflückern bei der Arbeit zu. Zahlreiche Pfefferpflanzen umrangten hohe Bäume, Kautschuck wurde in Tassen aufgefangen und Ananas wuchs aus dem Boden. Unterwegs konnten wir noch ein paar Spuren des starken Monsums des letzten Monats erkennen. Die Straßen mussten teilweise erneuert werden, aber Rakesh, unser Busfahrer, meisterte diese (wie auch alle anderen) Hürden und Engpässe sicher und zuverlässig. Den Chilischoten sei Dank (Sein Talisman unter der vorderen Stoßstange).

Bei einem kurzen Zwischenstopp tranken wir Chai-Masala und aßen Vada. Der Verkehr wurde ruhiger, die Häuser größer und alles wirkte aufgeräumter. Bei den Backwaters angekommen, konnten wir an vielen Stellen das Wasser nicht sehen, da sich derzeit eine Wasserpflanze ausbreitet. Nachdem uns unser Hausboot zugeteilt wurde, bekam jeder von uns eine Kokosnuss mit Strohhalm als Willkommensgruß. Eine wunderschöne Bootstour durch die Känele und Seen, war das Highlight des Tages. Wir wurden verwöhnt mit leckerem Mittagessen, strahlendem Sonnenschein und einer traumhaften Aussicht.

Unser nächstes Hotel bezogen wir dieses Mal für zwei Nächte. Leider fühlten wir uns in diesem nicht so wohl, wie bisher. Die herzliche, freundliche Begrüßung fehlte und alles wirkte groß und unpersönlich. Auch die Lage sagte uns nicht zu. Hochhäuser, große Gebäude und irgendwie waren wir im "Nichts". Wo war unser Indien, wie wir es aus den letzten Tagen kannten? Mal sehen, ob wir morgen noch andere Seiten von Kochin sehen, gilt doch Kerala als Paradies für Urlauber...

8. Tag: Sari, Schmuck und Schminke

Aufwachen in Kerala. Vom Balkon aus zeigte sich uns Kochi(n) mit großen Häusern inmitten von Palmen auf der einen und weitläufigen Straßen auf der anderen Seite. Wir befanden uns mitten im Industriegebiet.

Das heutige Programm bestand aus Besichtigungen von Kirchen, Palästen, Märkten und einer abendlichen Tanzaufführung. Bei einer Sadtrundfahrt durch Kochi, erklärte uns Makesh, dass es eine wichtige, moderne Stadt mit großem Hafen und Fischereibetrieb ist. Es entstehen immer mehr und mehr Hochhäuser, weil jeder die Sicht auf das Meer/Wasser genießen möchte. Anders als im Bundesstaat Tamil Nadu, tragen viele Frauen ihre Haare offen, haben die Menschen eine höhere Bildung und Gesetze werden ernster genommen. Gefühlt alle 500 Meter sahen wir eine christliche Kirche. Bei der Ältesten (der Franziskaner Kirche) machten wir unseren ersten Stopp. Beeindruckt hat uns die alte "Klimaanlage". Über den Sitzreihen hingen lange Stoffbahnen, die von außerhalb der Kirche mit Seilen zum Schwingen gebracht werden.

Weiter ging es zu einem belebten Fischmarkt entlang der Promenade. Trotz hoher Temperaturen und sehr hoher Luftfeuchtigkeit, ließen wir es uns nicht nehmen an den Souvenierständen ausgiebig zu schauen und zu feilschen. Der Mattancherry Palast, ein Geschenk für den Maharaja, war unser nächstes Ziel. Sehr alte Wandmalereien erzählten die Geschichten hinduistischer Götter. Fotografieren und berühren war dort strengstens verboten. Beim Verlassen des Palastes wurden wir von verschiedenen Straßenhändlern regelrecht belagert. Mit einem freundlichem "No thanks" konnten wir erst einmal unseren Weg zum jüdischen Stadtviertel fortsetzen. Dort angekommen, erwarteten uns enge Gassen mit Souvernier- und Antiquitätenshops, Schmuck, Masken, duftenden Gewürzen und Farbpulver, geformt als Pyramiden, in den knalligsten Farben. Hier hatten wir endlich die Gelegenheit nach traditioneller indischer Kleidung zu schauen. Schon lange war es unser Wunsch einmal einen Sari anzuprobieren. Da sich die Verkäuferin auf ein Probetragen nicht einlassen wollte, kauften wir spontan einen wunderschönen Sari-Stoff für 1.000 Rupees (rund 12.50 €). Weiter in Shoppinglaune kauften wir noch Tücher, Gewürze und Schmuck. Der eigentliche Programmpunkt, ein Besuch in der Paradesi-Synagoge, musste leider ausfallen, da heute ein jüdisches Fest stattfand. Am Abend besuchten wir die für Südindien berühmte Kathakali-Tanzaufführung. Vor der Darstellung sahen wir die ausgedehnte Schmink-Zeremonie, der drei männlichen Darsteller. Schicht für Schicht trugen sie verschiedenfarbige Farbpulver auf, die wir noch am Nachmittag bestaunt hatten. Mit starker Mimik und Gestik erzählten die Tänzer eine Szene aus dem Hinu-Epos vom Prinz und einem Dämon in Frauengestalt. Überzeugt hat uns der Tanz nicht, anderen wiederum hat es gut gefallen. Danach folgte unser letztes Abendessen in Indien.

Ein Teil der Gruppe erkundet in den nächsten Tagen noch weitere Teile Keralas bis hin zu Bangalore. Für uns hieß es heute Abschiednehmen von unseren lieben Mitreisenden. Die Koffer sind prall gefüllt mit Andenken an eine schöne, beeindruckende Reise durch eine „andere Welt“. Wir werden Indien in guter Erinnerung behalten und möchten an dieser Stelle unserer Reisegruppe und ganz besonders Makesh DANKE für die tolle Zeit sagen.

9. Tag: Bye Bye, liebes Indien

Der Weckruf ging um 4.00 Uhr morgens. An der Rezeption stand für jeden Abreisenden eine "Picknicktüte" bereit. Mit dem Reisebus ging es dann gemeinsam um 5.00 Uhr los zum Flughafen von Kochi. Kurze Zeit später durften wir schon einchecken und flogen rund drei Stunden bis zur Hauptstadt Delhi. Dort hatten wir ein wenig Aufenthalt, bummelten noch einmal durch die Geschäfte im Flughafengebäude, tranken einen letzten, sehr leckeren Chai-Masala im Cafe und tauschten die restlichen Rupees zurück. Um 13.30 Uhr startete die Air India mit uns nach Frankurt. Acht weitere Stunden Flug standen uns bevor. Die Zeit ging mit schlafen, essen, lesen und fernsehen jedoch schnell vorbei. Anschließend weitere 3 Stunden Zugfahrt, bis wir glücklich, mit vielen Eindrücken und müde Zuhause ankamen.

Wenn in Zukunft jemand sagt: "Geh dahin, wo der Pfeffer wächs0t"...dann schmunzeln wir und denken an Indien. Dort ist es nämlich schön!

Reiseverlauf

1. Tag - Anreise Linienflug mit Zwischenstopp nach Chennai (Madras).

2. Tag - Chennai Ankunft in Chennai, Begrüßung durch Ihre deutschsprachige Reiseleitung und Transfer zum Hotel. Der Rest des Tages steht Ihnen zur freien Verfügung.

3. Tag - Chennai - Mahabalipuram - Pondicherry (ca. 170 km) Am Morgen lernen Sie die Millionenmetropole Chennai näher kennen. Menschengewimmel, Rikscha-Geklingel, Mantras murmelnde Pilger und knatternde Mopeds. Bei einer Rundfahrt durch die Stadt sehen Sie den Kapaleeshwarar-Tempel, das St. George’s Fort, Marina Beach und die San Thome Kathedrale (jeweils von außen). Die römisch-katholische Kirche im Süden der Kamarajar Salai wurde erst um 1890 erbaut, wird aber von vielen für die Grabkirche des heiligen Thomas gehalten, der angeblich 52 n. Chr. nach Indien kam. Danach fahren Sie weiter nach Pondicherry. Auf dem Weg halten Sie in Mahabalipuram, wo ein einzigartiges UNESCO-Weltkulturerbe auf Ihren Besuch wartet. In zwei mächtige Felsen wurde hier ein riesiges Relief gemeißelt. Der Spalt zwischen ihnen wurde ins Bild miteinbezogen und stellt den Ganges dar, der vom Himmel auf das dürstende Indien herabgeschickt wurde. Alle Götter- und Menschengestalten der meisterhaften Komposition beziehen sich auf dieses Ereignis. Zählen Sie doch einmal nach: wie viele Affen- und Elefantengruppen, Götter und Menschen sind zu sehen? Im Anschluss Weiterfahrt nach Pondicherry. Die Stadt war bis 1673 unter französischer Herrschaft und blieb bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens. Noch heute ist hier der französische Einfluss spürbar.

4. Tag - Pondicherry - Tanjore (ca. 170 km) Nach dem Frühstück besichtigen den berühmten Sri Aurobindo Ashram, das spirituelle Zentrum der Anhänger Aurobindos und Mirra Alfassas. Danach besuchen Sie noch Auroville, eine universelle Stadt, in der Menschen aller Nationen und Religionen friedlich zusammenleben sollen, bevor es anschließend weiter nach Tanjore geht. Auf dem Weg haben Sie die Möglichkeit, an einer Bootsfahrt in die Pichavaram-Mangrove teilzunehmen, während der Sie den zweitgrößten Mangrovenwald der Welt erleben können (bei Buchung bis 31.12.17 inklusive, danach vor Ort buchbar). Danach Weiterfahrt nach Tanjore. Die Stadt ist vom Glanz der Chola-Herrscher geprägt. Sie besichtigen hier den bekannten Brihadeshwara-Tempel. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt und außerdem als der großartigste Tempel, der je in Indien errichtet wurde. Perfekte Symmetrien, zahlreiche Fresken und Malereien werden Sie begeistern.

5. Tag - Tanjore - Trichy - Madurai (ca. 200 km) Am Morgen Fahrt nach Trichy. 437 Stufen geht es hinauf, bis Sie auf dem Rock Fort eine herrliche Aussicht erwartet. Hier oben befindet sich auch der Ganesh-Tempel. Das Fort wurde um 1660 erbaut. Rund tausend Jahre älter sind die Höhlentempel der Pallava-Zeit mit ihrer schönen Steinschnitzerei. Im Anschluss Weiterfahrt in die Pilgerstadt Madurai. Hier besichtigen Sie den Thirumalai-Nayak-Palast aus dem 17. Jahrhundert sowie die Minakshi-Tempelanlage. Das ausgedehnte, fast rechteckige Tempelgelände liegt im Zentrum der alten Stadt östlich vom Bahnhof. Die neun steilen, treppenförmigen Türme überraschen mit einem Figuren- und Farbenrausch dicht gedrängter Götter, Tiere, Dämonen und Kraftmenschen aus Granit und Stuck. Von der Theorie zur Praxis: Am Abend besuchen Sie die Minakshi-Tempelanlage erneut und nehmen an einer Pooja-Zeremonie teil (Zeremoniezeiten können variieren). Anbetung, Verehrung, Auszeichnung - ein hinduistisches Ritual!

6. Tag - Madurai - Periyar (ca. 150 km) Nach dem Frühstück brechen Sie nach Periyar auf. Periyar ist ein Tierschutzgebiet, Nationalpark und Tigerreservat. Innerhalb des Nationalparks liegt der 26 km² große Periyar-Stausee und der für Nationalpark und See namensgebende Fluss Periyar, der in den Westghats entspringt und nach 244 km ins Arabische Meer mündet. Am Nachmittag können Sie dort eine Bootsfahrt auf dem Periyar See machen oder alternativ eine nahegelegne Farm besuchen. Egal für was Sie sich entscheiden, Sie werden mit Sicherheit unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen!

7. Tag - Periyar - Alleppey - Kochi (ca. 240 km) Heute fahren Sie nach Alleppey, wo Sie an Bord eines der bekannten Hausboote gehen. Lassen Sie sich treiben und genießen Sie den Anblick der tropisch grünen Vegetation der Backwaters. Die Fahrt führt Sie durch unzählige Kanäle und Lagunen und ist mit Sicherheit ein beeindruckendes Naturerlebnis. Nach einem Mittagessen an Bord Ausschiffung und Transfer nach Kochi.

8. Tag - Kochi Zwischen Kolonialkirchen, Synagogen, Gewürzspeichern und den traditionellen chinesischen Fischernetzen fällt Ihnen sicher auf, dass die Hafenstadt so ganz anders ist als die anderen Städte Südindiens. Bei einer Stadtrundfahrt lernen Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennen. Die Besichtigungen enden im pittoresken Viertel Fort Kochi, wo Sie noch einen Bummel entlang der Promenade unternehmen können. Lassen Sie sich auch einen Besuch des Fischmarktes nicht entgehen. Im Anschluss Transfer zum Hotel. Am Abend besuchen Sie eine Kathakali-Tanzvorführung. Drama, Tanz, Musik und Ritual - die Geschichten der Hindu-Epen Mahabharata und Ramayana sprühen vor Energie.

9. Tag - Abreise Transfer zum Flughafen und Rückflug mit Zwischenstopp nach Deutschland. Ankunft am selben Tag.